Die Mailbox

Am 2. Februar 1995 ging die BLUP BBS online und läuft seitdem ohne größere Unterbrechungen im Dauerbetrieb. Ursprünglich geplant als Plattform für Entwickler und Elektrotechniker, wurde die Box schnell zum Treffpunkt für Computer­interessierte, DFÜ−Begeisterte und solche, die es erst noch werden wollten. Das Benutzerspektrum umfasst dabei alle Altersgruppen, Bildungsstände und Erfahrungen.

Bevor es allerdings losgehen konnte, musste einiges an Vorarbeit geleistet werden: Konzept entwickeln, Namen ausdenken und Benutzermenüs entwerfen.

Entstehung

Bevor die BLUP als eigene Mailbox online ging, setzte ich die Software bereits einige Monate zuvor als Point Software ein, d.h. als Telefon­kosten sparender Offline Reader. Ich hatte unter Anderem für das System einige kleinere Werkzeuge und Hilfsprogramme entwickelt, die ich anderen SysOps zur Verfügung stellen wollte. Der SysOp meiner damaligen Stamm-Mailbox VAMPIRE BBS (Dorsten) richtete in seiner Box einen extra Bereich dafür ein. Allerdings war das dortige Bereitstellen neuer Versionen der Werkzeuge sehr umständlich und konnte nur direkt vom SysOp vorgenommen werden. Dessen verfügbare Zeit war jedoch knapp bemessen. Da ich mit diesem Zustand sehr unzufrieden war, fiel der Entschluss, letztendlich eine eigene Mailbox zu eröffnen, nicht schwer.

Konzept und Schwerpunkte

Die BLUP sollte nicht einfach nur eine weitere Mailbox sein, sondern sich thematisch von den bestehenden Systemen absetzen. Ich machte mir also Gedanken darüber, was die zukünftigen Benutzer erwarten sollte und wie ich es ihnen anbieten kann.

Ich entschied mich für die Schwerpunktthemen, die mich selbst auch interessierten. Es sollte etwas mit OS/2, Programmieren und Elektronik/ Elektrotechnik zu tun haben. Da das Interesse der Benutzer am letztgenannten Thema jedoch nicht besonders hoch war, nahm es bald nur noch eine untergeordnete Rolle ein. An seine Stelle trat Linux.

Die Box definierte sich immer klar als eine Mailbox im klassischen Sinn und nicht als so genannte Filebox. Konkret bedeutet das, dass zwar reichlich Files zum Download bereit stehen, diese aber handverlesen und auf die Benutzer­gruppe zugeschnitten sind. Die Software wird meist vom SysOp direkt ausprobiert - soweit dies möglich ist, um bei Problemen schnell Hilfe leisten zu können oder bei Fragen Empfehlungen auszusprechen. Dies gewährt auch einen hohen Qualitätsstandard. Durch die Verlagerung der Online-Aktivitäten in das Internet, hat der File Download jedoch nahezu keine Bedeutung mehr und ist daher eher historisch anzusehen.

Besonders viel Wert wird auf dem Lokalteil gelegt, d.h. Diskussionen, die nicht über Netze ausgetauscht werden, sondern auf der BLUP verbleiben. Dieser Lokalteil besteht aus einer Reihe von Foren (so genannten Brettern), in denen sich die Benutzer der BLUP austauschen können. Die Foren sind thematisch gegliedert und enthalten natürlich auch computerferne Bereiche. Zentraler Punkt ist hierbei das Brett Labersülz, in dem nach Herzenslust gequasselt werden kann.

Die BLUP pflegt eine sehr freundschaftlich, fast schon familiär Atmosphäre. Die regelmäßigen Usertreffen stützen die Gemeinschaft zusätzlich.

Namensfindung

Schwieriger wurde es schon bei der Namensgebung. Der Namen sollte einen hohen Wiedererkennungswert haben, irgendwie zum Konzept passen und nicht bereits vielfach in Benutzung sein. Ich experimentierte mit typischen Begriffen aus der Elektrotechnik, wie „Mega Ohm“ und „Ωmega„. Diese Namen brachten es jedoch nicht wirklich auf den Punkt und waren letztendlich doch ziemlich beliebig.

Beim weiteren Herumspielen mit beliebigen Buchstaben­kombinationen ergab sich das „BLUP“, das zuerst nur als temporärer Projektnamen dienen sollte. Ich fand zunehmend gefallen an dem Kunstwort und ergänzte es durch die damals obligatorische Abkürzung „BBS“ für „Bulletin Board System“. Eine damalige Recherche ergab, dass es keine andere Mailbox oder Firma gab, die dieses Namen führte.

Benutzermenüs

Die Mailbox Software der BLUP BBS bietet eine GeoNet kompatible Befehlssteuerung. Dabei interagiert der Besucher mit dem System über einfache Befehlswörtern, wie LESEN, INHALT und SCHREIBEN. Trotz der Einfach­heit waren jedoch regelmäßig Besucher im Umgang mit der Befehlszeile überfordert. Um dem entgegen zu wirken und den Besucher ein Stück weit an die Hand zu nehmen, kann die BLUP BBS auch über ein Menü­system bedient werden.

Im Laufe der Zeit änderte die BLUP einige Male ihr Erscheinungsbild, um den Usern etwas Neues zu bieten und die Bedienung immer weiter zu vereinfachen. Angefangen wurde mit einem recht einfachen Menü, das allerdings etwas funktionsüberladen und unübersichtlich war. Gerade die neuen Besucher, die die BLUP ansprechen wollte, hat das eher abgeschreckt. Später wurde das Menü auf eine einfach Standard­ober­fläche umgestellt, die zwar für die User leichter zu durchschauen war, jedoch kaum Platz für Kreativität offen hielt.

Im aktuellen Menülayout kommen beide Seite zum Einsatz: eine übersichtliche Gliederung mit sauberen Menüs und einigen grafischen und BBS-typischen Spielereien.

Screenshots

Oft sagt ein Bild mehr als tausend Worte. Daher hier nun einige Screenshots, wie sich die BLUP für den Besucher darstellt.

Hauptmenü Postfachmenü GeoNET Kommandozeile mit Brettübersicht Lesen einer Nachricht

Vernetzung

Obwohl der lokale Teil der BLUP BBS immer einen besonderen Stellenwert hatte, ist die Box kein isoliertes System, sondern war immer an verschiedene Mailboxnetze angebunden, die private und öffentliche Nachrichten austauschten. Viele Netze sind dabei über die Jahre in der Versenkung verschwunden, darunter auch das BLUP eigene VABNET und nur noch das FidoNet mit einigen hundert Mitgliedern übrig geblieben.

Fido Logo - Dog With Floppy Disk

Das FidoNet ist ein nichtkommerzielles Amateurnetzwerk, das ausschließlich von seinen SysOps getragen wird. 1984 von ein paar Jungs ("Hacker" im ursprünglichem Sinn von Computer- begeisterten) gegründet, umfasst es heute weltweit einige tausend Systeme und ist damit wohl das wichtigste private Mailbox- Netz.

Ein Schwerpunkt des Netzes liegt hauptsächlich im Bereich der Computertechnik, DFÜ und so weiter. Ein weiteres Betätigungsfeld liegt in der Verbreitung von Public- Domain- Software und Shareware. Aber auch alltägliche (politische, gesellschaftliche, soziale, wissenschaftliche) Themen sind durchaus vertreten. Kommuniziert wird über Mailboxbretter - sogenannte "Echos" - oder dem persönlichem Nachrichtenversand (Netmails).

Box-System

Die BLUP BBS läuft unter dem Mailbox-System „Rainbow Mailbox Pro II“ (kurz rBoxPro oder RBP) unter einem DOS Betriebssystem. rBoxPro wurde bis zur Mitte der 90’er Jahre weiterentwickelt und als Shareware verkauft. Gegen Mitte der 90'er wurde die Entwicklung jedoch eingestellt und die Mailboxen, die das System nutzten, wurden nach und nach abgeschaltet. Die BLUP BBS ist damit das letzte System, dass diese Software einsetzt.

rBoxPRO unterscheidet sich stark von anderen Systemen, die damals online waren und verlangt daher von den meisten Besuchern ein wenig Umstellung. Wer jedoch eine Weile damit gearbeitet hat, wird rBoxPRO (und andere GeoNET Systeme) schnell in sein Herz schließen. Besonders die oben angesprochene GeoNet Kommando­zeile ermöglicht eine sehr schnelle und zielgerichtete Abfrage der Informationen.

Durch den Einsatz von selbst geschriebenen Tools sind nahezu alle Verwaltungsaufgaben der Mailbox automatisiert und das System läuft auch über mehrere Monate nahezu wartungsfrei.

Hardware

Angefangen hat die BLUP BBS auf einem ausgedientem 386 DX 33 mit zwei 120 MB Festplatten. Als Modem kam ein robustes 14.4'er von Tornado zum Einsatz. Nach und nach wurden Teile der Hardware ersetzt, um die Leistung zu verbessern und das Angebot zu erhöhen. Besonders beim Einsortieren der Nachrichten war mehr CPU-Power wichtig, um die Offline-Zeiten, d.h. die Zeiten zu denen die Mailbox keine Anrufe entgangen nahm, zu minimieren.

Im Winter 2009 erfolgte jedoch der große Crash und die Hardware gab endgültig den Geist auf. Da die Besucherzahlen zu diesem Zeitpunkt bereits dramatisch in den Keller gesunken waren, gab es zwei Optionen: die Box endgültig schließen oder auf neue Hardware ausweichen.

Ich entschied mich für das Zweite. Die BLUP läuft nun in einer virtuellen DOS Box auf einem Linux Server und kann weiterhin über analoge Modems und ISDN erreicht werden. Da diese virtuelle Umgebung relativ leicht auch auf andere Rechner übertragen werden kann, wird es die BLUP voraussichtlich noch eine ganze Weile geben.

Erst sehr spät, genauer im Jahr 2011, erhielt auch ISDN Einzug bei der BLUP und das bisherige ELSA MicroLink 33.6TQV Analog Modem wurde durch ein MicroLink ISDN/TL V.34 ersetzt. Damit öffnete sich die Mailbox einem breiteren Publikum.

Im Frühjahr 2014 erfolgte ein weiterer Hardware Crash des Box Rechners und damit ein Totalausfall des Systems. Dieses Mal stellte sich jedoch nicht die Frage, ob die BLUP BBS weitergeführt wird, sondern es wurde innerhalb von nur wenigen Tagen ein neuer Server organisiert und der Mailbox Betrieb wieder aufgenommen.

Zugang zur Mailbox

Die BLUP BBS ist seit der ersten Stunde über ein analoges Modem erreichbar und setzt seit 2011 auch ISDN Technik ein. Viele Mailbox Systeme haben mit der zunehmenden Verbreitung des Internets ihre Modems still gelegt und auf reine Internetanbindung gesetzt. Doch gerade der klassische Modemzugang und die schrulligen Piepstöne machen den Charme der BLUP aus.

Zugang per Modem: +49 209 38143 (2.400-64.000 bps, ISDN/V.34)